Franziskus Wendels hat sich in seiner Beschäftigung mit dem Licht schon früh konsequent drei Beschränkunge auferlegt:
- er malt nur künstliches Licht;
- er bevorzugt Nachtbilder;
- ihn fasziniert der Raum der Großstadt und also die Großstadtnacht und die Lichter der Großstadt.
Es sind die Lichter, die der Großstadt Kontur und Struktur geben, von denen her wir die Gestalt der Großstadt erfassen. Dabei trennt Franziskus Wendels prinzipiell Lichtquelle und Lichtschein. Die Lampen leuchten, aber sie erhellen nicht. Der schwarze Fond, auf den Franziskus Wendels seine Lichtpunkte und Lichtflecken wie Sterne ins Firmament setzt, bleibt übermächtig. Die Lichtpunkte fallen in die Finsternis wie Tropfen auf den heißen Stein. Und auch was sich dem ersten Blick als Lichtschein darbietet ist nichts als Bewegungsspur: wie sie die weißen Autoscheinwerfer und die roten Rückleuchten in endlos dahinfliessendem Verkehr flüchtig ins Dunkel der Nacht schreiben.

Wieland Schmied  
„Lichter der Großstadt Über die Gemälde von Franziskus Wendels
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Franziskus Wendels ist einer jener Künstler, dessen Werk sich nicht auf eine einzige, in Variationen ständig wiederholte Aussage bezieht, sondern der aus der uns umgebenden Außenwelt ganz unterschiedliche Eindrücke aufgreift und bildnerisch umsetzt. Signifikantes und ganz Banales unterzieht er gleichermaßen einer kritischen Analyse um daraus Bilder und Bildobjeke zu formen, in denen er seine Beobachtungen auf das Wesentliche reduziert. Alles Überflüssige, Schmückende, Erzählende wird ausgespart, übrig bleibt die Essenz, die Kernaussage, die sich nicht dem flüchtigen Blick erschließt, sondern denkend gelesen werden muß…..
Frankziskus Wendels gelingt es mühelos die vermeintlich so streng gezogene Grenze zwischen dem Gegenständlichen und Ungegenständlichen zu überschreiten und mit beiden Möglichkeiten zu jonglieren. Wenn der Ausspruch von Karl Kraus zutrifft, daß ein Künstler jemand sei, der aus Lösungen Rätsel machen könne, ist Franziskus Wendels sicher auch damit gemeint. Seine Arbeit läßt sich nicht ein - nicht zu - nicht unterordnen, die einzelnen Komplexe stehen für sich und aus jeder seiner Werkgruppen hat er ein Rätsel gemacht, zu dessen Lösung er mit seiner Kunst beiträgt.

Dr. Gisela Fiedler-Bender
Bei Lichte besehen Neue Arbeiten von Franziskus Wendels
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Die neuen Arbeiten (von Franziskus Wendels) nehmen durch diesen Duktus der Distanzierung von unserer realen Welt und ihrer quasi Verschleierung besonders für sich ein. Die Bilder selbst scheinen nicht beleuchtet zu sein, sondern das Licht strahlt aus ihnen heraus, was wesentlich damit zusammenhängt, dass es sich fast ausschliesslich um Nachtbilder, um Nachtansichten von Städten, Gebäuden, Türen oder Fenstern handelt.
…Faszinierend und für mich zutiefst anrührend ist es, wie Franziskus Wendels die moderne und kalt industrialisierte Welt in Traumlandschaften umsetzt und ihr damit eine ganz andere Dimension gibt, die den Betrachter zu neuer Reflektion über sich selber und sein Dasein anregt.

Dr. Christoph Vitali
„Zum Werk von Franziskus Wendels
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In der Frage, wie weit die Szenen in Wendels Bildern von einer Dunkelheit bestimmt sind, die uns gefangenhält oder zumindest einschränkt, ist das Problem unserer Beziehung zur Zeit eingeschlossen. Was tun wir mit der Zeit, und was tut die Zeit mit uns? In Wendels Bilder geschieht nichts. Es gibt keine Aktion, keinen klar erkennbaren Ort, an dem etwas passiert oder passieren wird. Die Straßen verlieren sich in der Nacht, die Lichter leuchten für Niemand. Es herrscht eine surrende Spannung. Eine Änderung steht gleichwohl nicht zu erwarten. Die Zukunft ist irgendwie auf der Strecke geblieben.::

Wendels setzt eine rethorische Figur variantenreich ein: "eigentlich ....allerdings". "Eigentlich sehen wir alles klar. Allerdings herrscht ziemliche Dunkelheit". "Eigentlich läßt sich alles in Ruhe beobachten. Allerdings gibt sich nichts wirklich zu erkennen." "Eigentlich sind wir mit der Welt gut vertraut. Allerdings muß man auf alles gefaßt sein." Wendels ist aber nicht der Maler des zeitgenössischen Relativismus vom Einerseis/Andererseits. Er läßt uns optisch, gedanklich und gefühlsmäßig hin- und herspringen, steigert dergestalt die latente Unsicherheit über das, was wir zu erkennen glauben. Im Bild ist nur, wer sich nicht im Bild glaubt. Kaum stehen wir bei Wendels augenblicklich mit einem Fuß im Bild, hat er uns auch schon erwischt und wirft uns wieder hinaus.


Carl Friedrich Schröer  
„Aussichten / Einblicke Über die Gemälde von Franziskus Wendels
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Franziskus Wendels teilt seine Kompositionen, öffnet scheinbar - wie aus dem Dunkeln schauend - Räume: Lichträume, die wie in gleißendem Licht sich ergießen. Die Brillanz des Lichtes, dieses ungreifbare Phänomen, das seine Existenz immateriellen, physikalischen Faktoren zu verdanken hat und das niemals gleich ist, offenbart sich bei Wendels als eine geheimnisumwobene Erscheinungsrealität, die sich selbst ebenso inszeniert wie sie sich auch jeglicher definitorischer Bestimmtheit sofort entzieht. Franziskus Wendels lässt uns als Betrachter an etwas teilhaben, was mehr eine Vision als eine konkrete physikalische Lichterscheinung seien kann. Es ist vielmehr die Vorstellung von einem Licht, das mehr dem Irrealen, dem Spirituellen zugewendet ist als der tristen Alltagszugänglichkeit.


Dr. Beate Reifenscheid
Franziskus Wendels - „Nebel, Licht und Fragen nach der Wirklichkeit
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Franziskus Wendels' jüngste Arbeiten sind eine stringente Fortführung der Themen, mit denen er sich schon seit Jahren beschäftigt: .. die Wirkung des Lichtes und das Verhältnis zwischen dem Licht und seinem Schein...
...Seine Bildräume...sind nicht identifizierbar und nicht berechenbar und kommen uns trotzdem irgendwie bekannt vor. Sie oszillieren zwischen Raum und Fläche, zwischen Gegenständlichkeit und Ungegenständlichkeit. Sie sind nicht narrativ und bergen dennoch tausend Geschichten. In ihrer Mehrdeutigkeit entziehen sie sich jedem eindeutigen Zugang.


Dr. Bärbel Schulte
„Die Verabredung, Zur Malerei von Franziskus Wendels
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- Auf seinen Bildern deponiert Maler Wendels Schatten: um die Abwesenheit von Licht, die Sehnsucht nach Hellem vorzuführen.
- Strahlendes Hell ist soetwas wie quietschend lautstarker Lärm. Schatten etwas sehr Analoges zur Stille. In diesem Sinne malt Maler Wendels zwar Stillleben, aber es sind Schattenleben. Franziskus Wendels mag Helligkeit: aber geflüstert.


J. Burmeister
Franziskus Wendels „In 9 Schattenrissen aus Worten

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Franziskus Wendels weiß sicherlich um all die physiologischen und psychologischen Vorgänge, die seine Nocturni als Porträts der Nacht hervorrufen. Wie ein Romantiker, der schaurige Kunstmärchen schrieb, weiß auch er, dass man die irrationalen Effekte der Nacht klug inszenieren kann, um seinen Gemälden eine Magie zu verleihen, den Zauber der Nacht. Denn selbst die Lichter der Großstadt, die Wendels seit seinem Umzug in die großen Städte zum Thema macht, sind ohne den … "romantischen" Hintergrund nicht zu verstehen. Auch die modernen Irrlichter … sind nicht einfach nur physikalische Lichtquellen, es sind beseelte Lichter, die in uns Sehnsüchte erwecken, die Einsamkeit in der Großstadt vor Augen führen, ein Reisefieber entzünden oder die existentielle Nichtigkeit eines jeden Menschen vor Augen führen..

Dr. Dietmar Schuth
„Erlaub, dass ich ein Irrlicht bitte!"
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Der Maler Wendels bevorzugt in seinen Werken immer wieder sehr besondere Lichtsituationen, die seine fokussierten Motive in eine Welt des Scheinens versetzen. Dieses Scheinen ist nahe an der Realität, und doch ist die greifbare Welt der Dinge, die unser irdisches Sein bestimmt, weit von ihr entfernt. Allein diese scheinbaren Gegensätze zu vereinen ist Rechtfertigung genug, um Malerei zu schaffen…
Franziskus Wendels ist ganz offensichtlich ein Meister des berührenden Blicks. ….Es ist mehr ein Hinhauchen als ein Besitzergreifen, das seine Malerei auszeichnet.


Dr. Tayfun Belgin
„Bilder aus ferner Nähe

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Seit 1662 in Paris die erste Straßenlaterne angezündet wurde, ist unsere ursprünglich dualistische Auffassung der Welt, die Einteilung in Tag und Nacht unwiederbringlich aufgehoben. Die Nacht wird seitdem immer mehr zum Tag. Aber hat sich ihr Geheimnis je verloren?......
Licht und Dunkel werden in Wendels Arbeiten zu einem harmonischen Gegensatzpaar.  Wo Licht ist, ist auch Dunkel, so sagt der Volksmund schon seit Jahrtausenden, ohne je ein Bild dieses Malers gesehen zu haben. Durch unseren Blick erkennen wir wie Franziskus Wendels aus der Nacht sein Bild macht. Man möchte ihn den Meister der Bildnächte nennen.


Dr. Tayfun Belgin
„Über die Nacht
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Wendels prägnante Bilder und diffuse Lichterscheinungen sind narrativ und doch verschlossen. Sie erzählen keine Geschichten, sondern lösen beim Betrachten eine Kette von Assoziationen aus. Die in mystisches Zwielicht getauchten Szenerien setzen eine Erzählung oder einen Kurzfilm im Kopf des Betrachters frei. Der Plot leitet sich einerseits aus dem Dargestellten ab und wird andererseits aus den in unseren Köpfen abgespeicherten Bilderwelten gespeist. Wendels sorgfältig vorbereitete Szenen bleiben geheimnisvoll und unklar. Und doch kommen sie einem des Öfteren irgendwie bekannt vor. Teilweise stellt sich angesichts der Werke eine Art Dé-jà-vu-Gefühl ein: Es scheint, als habe man eine ähnliche Situation irgendwo irgendwann schon einmal erlebt oder gesehen. Erinnerungen an selbst Erlebtes mischen sich mit Erinnerungen an Filme, Romane und andere kollektive Erfahrungswelten.


Dr. Ute Bopp-Schumacher
„Die Lust am Sehen oder Vage Erinnerungsbilder -Anmerkungen zum Werk von Franziskus Wendels „

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